Als Kind von Kriegskindern war meine Kindheit und Jugend nicht gänzlich unbeschwert. Ich habe lange gebraucht, bis ich überhaupt bemerkt habe, dass ich einige Fähigkeiten nur sehr schwach entwickelt hatte. Ich hatte Hemmungen, frei zu sprechen, Ängste, die ich mit Risikoverhalten bekämpfte und große Schwierigkeiten, mich auf Beziehungen einzulassen.
Womit ich trotzdem eine gewisse Stetigkeit in mein Leben bringen konnte, war die Beschäftigung mit den Kampfkünsten, die ich mit acht Jahren begann. Hier machte ich zum ersten Mal damit Erfahrungen, dass Körperbeherrschung eine Quelle von Selbstwert und Freude sein kann. Hier entdeckte ich auch mein Interesse für die Geheimnisse des Körpers. Wie funktionierte das? Wie bewegen sich Arme und Beine? Was für einen Einfluss hat das Bewusstsein auf den Körper und welchen die Gefühle?
Diese Fragen führten mich weiter zum Yoga, dann zur Achtsamkeitspraxis für den Körper und schließlich zur körperorientierten Psychotherapie, die ich mit Anfang dreißig zu studieren begann. Mit einer Ausbildung in Biosynthese und einer eigenen Therapie erlebte ich einen Quantensprung für meine Lebensqualität, den ich mir davor einfach nicht hätte vorstellen können.
Im Verlauf meiner langjährigen therapeutischen Berufspraxis bin ich zu der Einsicht gelangt, dass nicht jede Verstimmung eine Diagnose darstellt und dass etliche Diagnosen einer speziellen Lebenssituation entspringen. Und weiter, dass die zeitgenössische Leistungskultur, die ständig – Schneller! Weiter! Höher! – von uns fordert, mindestens ebenso herausfordernd ist wie eine schwierige Biografie.
Meine Erfahrungen bis heute sind, dass qualitative Entwicklung immer weiter gehen kann; dass je mehr ich bei mir selbst ankomme, ich umso näher bei anderen Menschen sein kann; dass „gut funktionieren“ mehr ist als wirtschaftlicher Erfolg und Konsum.
Mein großer Wunsch ist, etwas dazu beitragen zu können, dass die Welt ein klein wenig besser wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass Selbsterkenntnis und Kommunikation wichtige Rollen dafür spielen werden.
Mein Anspruch an mich und meine Arbeit ist davon getragen.