Grundlagen der Körperpsychotherapie II

Grundlagen Körperpsychotherapie

Das erste Training ist nun zu Ende. Die Teilnehmer*innen haben ihre Zertifikate erhalten. Ich bin sehr zufrieden damit, dass mein Konzept inhaltlich und didaktisch so gut funktioniert hat. Die Einzelnen Stränge des Kursinhalts – Theorie, Techniken, Diagnostik, Entwicklungspsychologie, Selbsterfahrung und Supervision haben sich zu einem stimmigen Ergebnis verflochten. Die Teilnehmer*innen haben nun eine Richtschnur, mit der sie in dieser komplexen Thematik einen Weg finden können.

Rückmeldungen

Hier noch zwei Rückmeldungen von Teilnehmer*innen:

„Das Körperpsychotherapie Grundlagentraining ist super gut organisiert, strukturiert und wird mit fundiertem Wissen sehr einfühlsam moderiert.
Der Kurs ist für mich eine absolute Bereicherung, im Bereich der Wissenserweiterung und auch der Selbsterfahrung.
Ich hoffe sehr, dass bald ein Aufbaukurs angeboten wird.“

und:

„Bernd hat uns auf eine sehr präsente und verbundene Art ein breites Spektrum an fundiertem theoretischen und Erfahrungswissen vermittelt sowie zentrale und gut erlernbare Techniken der Körperpsychotherapie sanft nähergebracht. Sowohl in der Theorie, als auch in der praktischen Anwendung und im persönlichen Prozess hat er uns sehr achtsam, stimmig und professionell begleitet. Durch das Training habe ich eine gute Grundlage für den Einsatz körpertherapeutischer Interventionen und Perspektiven in meiner Coaching-Praxis bekommen. Persönlich hat sich meine Körperwahrnehmung erweitert und vertieft. Neue Qualitäten des Seins und Möglichkeiten der Bewegung von Körper, Geist und Seele haben sich mir eröffnet.“

Ich freue mich wirklich sehr über diese Feedbacks und fühle mich angespornt, diesen Kurs wieder anzubieten.
Ich möchte mich auch bei den Teilnehmer*innen bedanken, für ihre rege Teilnahme, ihre klugen Fragen und die vielen Anregungen, die sie mir geschenkt haben.

Ausblick

Im Verlauf des Kurses hat sich bei den Teilnehmer*innen der Wunsch entwickelt, einen Aufbaukurs zu besuchen. Ich fühle mich von diesem Wunsch sehr inspiriert und kann mir gut vorstellen, einen solchen Kurs zu konzipieren und anzubieten.
Deshalb wünsche ich mir sehr, dass sich genügend Interessent*innen für einen weiteren Grundkurs finden werden, damit eine Fortsetzung ab Ende 2021 oder Anfang 2022 folgen kann.
Am dritten Oktober biete ich einen Schnupperworkshop für das Training an. Ich werde einige Informationen vermitteln, einige Erfahrungen anbieten und alle eventuellen Fragen beantworten. Aus Platzgründen können maximal acht Personen teilnehmen. Bis jetzt gibt es zwei verbindliche Anmeldungen, es sind also noch sechs Plätze frei. Bei Interesse oder weiteren Fragen können Sie das Formular auf dieser Seite verwenden, oder mit dem Facebook Button direkt bei der Veranstaltung.

Grundlagen der Körperpsychotherapie

Grundlagen Körperpsychotherapie

Der erste Ausbildungsgang ist nun fast abgeschlossen – Corona hat für eine kleine Verzögerung gesorgt. Um einen Eindruck von der Ausbildung zu vermitteln, möchte ich einen Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„In dieser Ausbildung haben wir einen sehr vielfältigen und fundierten Einblick in Theorien und Techniken der Körperpsychotherapie bekommen. Theorie und Praxis haben sich meist harmonisch zusammengefügt und wurden auch anhand eigener Themen lebendig. Besonders bereichernd empfand ich die offene Atmosphäre, in der wir uns den immer freier werdenden Übungen stellen konnten.“

Dieser sehr kompakte Kurs orientiert sich an der menschlichen Anatomie. Er beginnt mit der Rolle der Beine und der Rückseite des Beckens, wandert über die Vorderseite des Beckens und den Bauch zum Solar Plexus, weiter zur Herzregion und den Armen und über Kehle und Nacken zu den Augen um schließlich am Scheitel anzukommen. Zu jeder Körperregion wird eine passende Meditation erprobt.

Bei jedem Thema wird der existenzielle Hintergrund dargestellt und die darauf bezogenen Dynamiken der Charakterentwicklung vermittelt. Weiter werden die Elemente von Bewegungs- und Haltungsanalyse durch die Prinzipien der therapeutischen Berührung vervollständigt. Weitere Inhalte sind Beziehungs- und Konfliktdiagnose sowie strukturelle Ich-Aspekte. Zuguterletzt wird noch die Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung beleuchtet.

Die 98 Kursstunden teilen sich zu je einem Drittel in Theorie, Praxis und Selbsterfahrung auf. Die Absolvent*innen erhalten ein Zertifikat.

Bald gibt es eine neue Gelegenheit, diesen Kurs zu besuchen. Am 19.03.22 von 9 bis 18 Uhr biete ich einen Informationsabend an.

Falls Sie noch Fragen haben, verwenden Sie bitte das Formular.

Die Psychosomatik erkundet Nähe und Distanz

Nähe und Distanz bestimmen

Bericht vom Festvortrag zum 80. Geburtstag von Tilman Moser
„Probleme von Nähe und Distanz in Psychotherapie, Psychoanalyse, Traumatherapie, sowie in Medizin, Beratung, Seelsorge und Pädagogik“

Tilman Moser ist ein besonderer Pionier der körperorientierten Psychotherapielandschaft. Als Psychoanalytiker begann er schon früh in seinen Analysen, den Körper mit einzubeziehen. Damit hat er sich in seinem Kollegenkreis viele Anfeindungen und Kritik eingehandelt. Befürchtet und beschworen wurden immer wieder die Gefahren von Manipulation und Sexualisierung durch den Therapeuten. Er ist seinem Weg aber treu geblieben und hat seine Erfahrungen in zahlreichen Veröffentlichungen einem interessierten Publikum nahe gebracht. In vielen seiner Bücher geht es um Berichte von Therapieverläufen und deren analytisches und technisches Verständnis.

Therapeutische Herausforderungen bei Berührung

Auch der heutige Vortrag ist ähnlich konzipiert. Was geschieht in einer Therapie, wenn Berührungen, also größte körperliche Nähe, als Interventionen vorkommen? Was kann es für die Patienten bedeuten und was für die Therapeuten? Welche Übertragungsebenen werden angesprochen und welche Dynamiken damit angestoßen?
Moser beschreibt noch einmal kurz den Körper als Speicher von Erinnerungen, auch solche von Berührungen – zärtliche, schöne Berührungen, die vielleicht bis in die Baby Zeit zurückreichen. Aber es gibt natürlich auch Erinnerungen an Gewalt, Schmerz und Angst, die, wenn sie angestoßen werden, Flashbacks (blitzartig auftauchende Schreckensbilder) auslösen können.

Ambivalenz von Nähe und Distanz

Nach Mosers Eindruck haben viele Therapeuten selbst eine Geschichte von Nähe Mangel. Dadurch geraten sie leicht in Gefahr, sich unbewusst selbst etwas Gutes tun zu wollen, wenn sie Berührungen anbieten. Die andere Richtung, die ein Nähe Defizit mit sich bringen kann, ist Angst vor Nähe – Angst vor Verschmelzung, Angst vor Sexualisierung. Diese Gefühle werden als Unsicherheit spürbar.
An dieser Stelle betont er, wie wichtig die gründliche Eigentherapie und Selbsterfahrung für Körpertherapeuten ist. Die Nähe, die eine Verschmelzung mit der Mutter bietet, ist hilfreich und wichtig für Babys und ihre weitere Ich Entwicklung. Diese Art von Nähe fühlt sich freilich ganz anders an, als die eines Kleinkindes, eines älteren Kindes oder gar die der Sexualität. Körpertherapeuten sollten diese Unterschiede am eigenen Leib aus Erfahrung kennen.

Fallbeispiel

Nun präsentiert er uns ein Beispiel aus seiner Praxis mit dem Titel: „Der Preis der Verstoßung aus der Therapie“. Eine Klientin hatte eine gute Arbeitsbeziehung zu einem Therapeuten aufgebaut. Als sie ihm im dritten Jahr der Therapie ihre Verliebtheit in ihn beichtet bricht der Therapeut die Arbeit ab. Diese Erfahrung stürzt sie in eine tiefe Krise Sie hat Bücher von Moser gelesen und möchte nun eine Stunde bei ihm haben. Sie dirigiert quasi den Ablauf der Stunde, gestaltet Art und Timing von Handkontakten, tauscht den Platz mit Moser und erzählt erst dann etwas von ihrer Geschichte (die ich an dieser Stelle nicht ausbreite). Sie fühlt sich nach dieser Stunde „geheilt“ – hat den Eindruck ihr „Verstoßungstrauma“ mit einer Berührung überwunden zu haben.

Probleme des „klassischen Settings“

Nun erinnert uns Moser an Freuds Unbehaglichkeit mit Augenkontakt. Das klassische Analyse Setting, mit Couch und Sessel hinter dem Kopfende, lässt diesen nicht zu. Es ist optimal um eine vollständige Kontrolle über Nähe und Distanz zu erlauben. Es kann Verlassenheitsängste auslösen und in manchen Fällen die Therapie erschweren oder verunmöglichen. Allerdings hat es auch Vorteile, wenn Klienten nicht sofort an der Mimik des Therapeuten ablesen können, was dieser zum Mitgeteilten fühlt oder denkt.

Noch ein Fallbeispiel

Es folgt ein weiteres Fallbeispiel – „Das Drama einer Liebesnacht“. Anhand dieser Geschichte möchte Moser uns die große Rolle des Augenkontakts, der innigen Berührung durch Blicke nahebringen. Die Klientin war für beide Eltern vom „falschen“ Geschlecht, deshalb bekam sie keine liebevollen Blicke, mitunter gar keine Blicke und erst als sie etwa drei Jahre alt war, gelang es ihr, ihren Vater für sich zu interessieren. Allerdingst verstieß dieser sie letztlich wieder von seinem Schoß. Sie hatte es schon geschafft, zwei Analytiker zu verführen und damit ihre therapeutischen Ziele zu verfehlen. Erst mit Herrn Moser kommt sie an die Blickerinnerungen des neugeborenen Kindes, an den Horror des feindseligen, bzw. enttäuschten Blicks und erarbeitete im Anschluss die allmähliche Integration des freundlichen Blicks. So gewann sie nach und nach auch eine selbstbewusste und unabhängige Steuerung ihrer Blickqualitäten.

Möglichkeiten der Nähe

Als weitere Themen der Nähe Regulation referierte Herr Moser:

  • die Verwendung von Gesten und deren potenzielle Mehrdeutigkeit. In manchen Familien so vieldeutig, dass die Kinder darüber sehr verwirrt und verunsichert sind
  • der Umgang mit Aggressionen, die Möglichkeit durch Kämpfe Nähe zu erleben und die Mischformen von Zärtlichkeit und Aggression
  • die Rolle der Körperempfindungen, die oft die einzige Spur zu den Erinnerungen sind, die aber so häufig widersprüchlich und schwierig zu entziffern sind

Zum Ende appelliert Herr Moser noch einmal an alle anwesenden Therapeut*innen sich mit ihren jeweiligen Schulen nicht zu sehr zu identifizieren, voneinander zu lernen und die wertvollen Möglichkeiten von Körperarbeit und Psychotherapie weiter zu entwickeln.